Über das Siegel Ein
Siegel ist der Abdruck eines vertieft seitenverkehrt gravierten Stempels, |
Petschaft
seitenverkehrt vertieft graviert in Silber. Olaf Schotenröhr. |
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Die Vorkehrungen und Sicherheitsmaßnahmen,
verbunden mit der mühe- |
Siegelring-Rohling direkt nach dem Guss | Siegelring poliert und graviert |
Jeder
Edelmann oder Ritter trug an seinem Leibriemen ein Lederband mit einem kurzen Siegelstock, um jederzeit etwas siegeln (unterschreiben!) zu können. Für die sichere Aufbewahrung der großen Königs- oder Staatssiegel schuf man eigens das hohe Amt des Siegelbewahrers, es war z. B. in England der Lordkanzler, in Frankreich der »Garde de sceaux« (heute Justizmini- ster), in Deutschland bis 1806 der Kurfürst von Mainz. Um Missbrauch mit seinen u. U. unabsehbaren Folgen zu vermeiden, äng- stigte man etwaige Fälscher mit drakonischen Strafen (z. B. in einem Falle wurde das Kochen in einem Ölkessel angedroht). |
Siegel
der Französischen |
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Gute
Siegelschneider waren selten, deshalb hoch angesehene Leute, um deren Gunst zuweilen Päpste, Könige und Fürsten buhlten, oder sie durch großzügige Angebote anzulocken oder abzuwerben versuchten. Einem gro- ßen Geist oder einer kunstgeübten Hand standen damals alle Grenzen offen. An einem für uns Graveure besonders interessanten Beispiel soll einmal das Leben des schweizerischen Graveurs, Stempel- und Siegelschneiders sowie Medailleurs Carl Hedlinger kurz geschildert werden. Er lernte 1708 in Luzern bei einem Siegelschneider und Goldschmied, arbeitete dann in Paris und Stockholm— am Hofe Karls des XII —, später in Amsterdam (hier schon versuchte Peter der Große ihn für russische Dienste abzuwerben). Auch der dänische und polnische Hof bemühten sich um diesen tüchtigen Graveur. Später arbeitete Hedlinger zwei Jahre für die Zarin Anna. In seinen Aufzeichnungen schreibt er darüber wörtlich: »durch generöseste Offerten in Dero Dienst zu treten ich allergnädigst angelockt wurde.« Es kann sich wohl nur um viel Geld gehandelt haben, Hedlinger war also ein typisches Kind der Schweiz, wer wollte es ihm verübeln? Er machte eine aus- und ergiebige Italienreise, wo eine große Medaille für Papst Benedikt XIII. entstand. Erstaunlich für den Fachmann ist, dass Hedlinger auf seinen vielen Reisen alle seine Werkzeuge bei sich gehabt haben muss. Auf der Rückreise besuchte er die Höfe von Wien und Dresden und kam auch nach Prag und Preßburg. Vermutlich hat er sich auf den — damals gar nicht so komfortablen Reisen — ein Rheumaleiden zugezogen, denn er frequentierte zwischendurch häufig die warmen Bäder seiner Heimat. Im damals sehr hohen Alter von 79 Jahren starb er, ohne Leiden, in Schwyz an einem Schlaganfall. |
Karl
XII - 1 Riksdaler 1718 Graviert von Johan Carl Hedlinger. |
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Sein
Wahlspruch lautete »lagom« (nicht zu viel, nicht zu wenig).
Hedlinger war ein typischer Zeitgenosse einer der glanzvollsten Perioden der Ge- schichte: gewandt, sprachenkundig, sogar im Gebrauch eines Säbels nicht unerfahren und natürlich— vor allem — ein kaum zu überbietender Meister seines Faches. Es hat manche solche Könner — auch einfacher Herkunft — gegeben. Wer aber die bewunderungswürdige Fähigkeit zu derartigen Arbeiten einmal erworben hatte, brauchte nicht zu fälschen, deshalb wird es Siegelfälscher kaum gegeben haben (wer will denn schon gern gesotten werden?). Ging ein Siegel verloren, erklärte man es sofort für ungültig. Lautete ein Siegel auf eine Person (nicht Amt), wurde es bei deren Ableben gewöhnlich öffentlich zerschrammt und mit ins Grab gegeben. Heute finden Abdrücke von Siegeln in Wachs oder Siegellack mehr für dekorative Zwecke Verwendung. Häufiger benutzt man die Farblos-Relief-Papierprägesiegel, hierbei wird in die vertiefte Siegelgravur mittels einer Presse Papier oder Karton eingeprägt. Dazu benötigt man einen erhabenen Gegen(Konter-)stempel, sogenannte Gegendruckpatrize. Übrigens muss jeder, der Briefe oder Päckchen mit einem versicherten Inhalt höheren Wertes verschickt, ein Siegel, Petschaft oder einen Siegelring be- sitzen, das ist zwingend von der Post vorgeschrieben. |
Siegel
des Papstes Johannes Paul II. zum Vergrößern bitte anklicken |