,,Das
Pergament, worauf man zu schreiben pfleget, wird
von Hammel-, Schaaf-, Lamm- oder Kalbfellen gemacht.
Vor allen Dingen muss man von diesen Fellen die Wolle
oder Haar abnehmen. Um dieses zu thun ohne die Haut
zu verletzen, bedienet man sich des Kalks, man löschet
ihn in genugsam Wasser ab, dass er wie ein Brey werde,
und lässt ihn kalt werden, um ihm seine heftig fressende
Eigenschaft zu benehmen." Umständlich und wortreich
wird in einem Bericht des Herrn de la Lande aus dem Jahre
1763 "Die Kunst Pergament zu machen" geschildert.
Er beschreibt, daß die Häute in Kalkgruben gelegt werden,
damit sich die Haare lockern, und ,,dass man die Häute
über den Schabebock breitet und die Wolle mit einem
kleinen runden Stocke, den man den Haarschaber nennet,
reibet". Nach dem Entfleischen ,,werden sie auf Rahmen
ausgespannt, damit sie ohne zusammen zu schrumpfen
trocknen. Man lässt sie auf den Rahmen so lange ausge-
spannet, bis sie vollkommen trocken geworden, und weiter
ist nichts mehr zu thun, als sie abzuschaben, damit das
Pergament glatter, heller und weisser werde". Damit gab
man sich damals zufrieden, doch heute wird die trockene
Haut durch Schaben und Schleifen oberflächenveredelt,
je nach Verwendungszweck dünner geschabt, geglättet
oder angerauht.
Nichts
wesentliches unterscheidet den jetzigen Her-
stellungsprozess von jener Beschreibung. Pergament-
herstellung erfordert nach wie vor Handarbeit mit dem
Fingerspitzengefühl für die Eigenart jeder einzelnen Haut
und die besonderen Anforderungen, die der Kunde an das
heutige echte Hautpergament stellt. Die Rohfelle stammen
heute von Kalb und Ziege, wobei nur ungespaltene Häute
verarbeitet werden, um die beste Qualität und natürliche
Festigkeit zu erhalten. Entsprechend der Verschiedenheit
der verwendeten Tierhäute nach Art, Herkunft und Be-
schaf fenneit stellt jedes fertige Hautpergament ein
Einzelstück dar. In naturtönig gibt es hellere und dunklere
Felle, wobei das adrige Kalbspergament eine Besonderheit
ist, denn nur bei diesen Fellen erscheint das gestockte
Blut der verendeten Tiere in den Adern als aparte
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Zeichnung
bzw. Maserung im Pergament. Neben diesen
natürlich belassenen, schon gezeichneten Hautper-
gamenten stehen gebleichte Sorten zur Verfügung,
deren Wirkung weniger ausdrucksvoll und auf einen
ausgeprägten Narben beschränkt ist. Ein breites Sorti-
ment wird auch allen Wünschen hinsichtlich der Stärke
gerecht: denen des Buchbinders, der ein möglichst
dünnes Hautpergament bevorzugt, das er ohne weitere
Vorbereitung verarbeiten kann, bis hin zu denen des
Lampenschirmherstellers. der eher kräftige dicke Sorten
benötigt.
Wozu wird echtes
Hautpergament verwendet?
Die
berühmte Bibliothek zu Pergamo diirfte der wohl
älteste Repräsentant des Pergamentes als Beschreib-
stoff sein. Pergament bildete Jahrhunderte hindurch das
Schreibmaterial fur Handschriften und Urkunden, bis es
vom Papier zumindest teilweise verdrängt wurde. Dass
Pergament außerst dauerhaft ist, beweisen die unzäh-
ligen gut erhaltenen Handschriften in Rollen- und
Buchform. Mitte des 15. Jahrnunderts druckte Gutenberg
einen Teil der Auflage seiner berühmten 42 zeiligen Bibel
auf Pergament. Die schönsten Miniaturen entstanden
auf Pergament. Wertvolle und kostbare Dokumente auf
Pergament aus allen Jahrhunderten bergen die Archive
der Klöster, der Städte und Länder in Museen und
Biblio-
theken. Es sind unvergängliche Zeugen reicher geschich-
tlicherVergangenheit auf dem edlen Werkstoff Pergament.
Obwohl
Pergament durch das Papier Konkurrenz be-
kommen hat, bewahrte es sich bis in unsere Zeit den
Ruf, etwas Besonderes zu sein. Dementsprechend groß
ist das Verwendungsgebiet heute: Bucheinbände, Foto-
und Sammelalben, Mappen, Kassetten, Etuis, Buch- und
Grafikrestaurierung Gedenkurkunden, Verleihungsurkun-
den, Ehrenbürgerbriefe, Meisterbriefe, Sieger-
urkunden,Grundsteinlegungsurkunden, Wappenbriefe,
Wappenbilder, Wandsprüche Bedruckt als Geschäfts-
karten, Glückwunschkarten.
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